Quelle
Für Sünden zwischen Mensch und Gott bewirkt Jom Kippur Sühne, aber für Sünden zwischen Mensch und Mitmensch bewirkt Jom Kippur keine Sühne, bis er seinen Mitmenschen besänftigt hat.
Mischna, Traktat Yoma, 8:9
עֲבֵרוֹת שֶׁבֵּין אָדָם לַמָּקוֹם,
יוֹם הַכִּפּוּרִים מְכַפֵּר,
וְשֶׁבֵּין אָדָם לַחֲבֵרוֹ,
אֵין יוֹם הַכִּפּוּרִים מְכַפֵּר,
עַד שֶׁיְּרַצֶּה אֶת חֲבֵרוֹ.
משנה, מסכת יומא, פרק ח, משנה ט
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Wichtige Fragen
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Hintergrundwissen für Lehrer
Eines der Hauptthemen von Jom Kippur ist der Prozess des Cheshbon Nefesh oder der Gewissenserforschung, den alle Juden an diesem Tag durchlaufen sollen. Cheshbon Nefesh ist ein Begriff, der sich auf einen Prozess der Selbstkritik, der Reflexion einer Person über ihr Leben und eine...
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Eines der Hauptthemen von Jom Kippur ist der Prozess des Cheshbon Nefesh oder der Gewissenserforschung, den alle Juden an diesem Tag durchlaufen sollen. Cheshbon Nefesh ist ein Begriff, der sich auf einen Prozess der Selbstkritik, der Reflexion einer Person über ihr Leben und eine Zusammenfassung und Bewertung ihrer Handlungen während des vergangenen Jahres bezieht. Wenn jemand das Gefühl hat, dass er Sünden begangen hat, muss er dafür Buße tun.
Die Quelle aus der Mischna unterscheidet zwischen zwei Arten von Sünden – zwischen zwei Menschen und zwischen Mensch und Gott. Sünden zwischen Mensch und Gott gehören zur geistigen Sphäre und betreffen Gebote, die keine soziale Funktion haben (z. B. koscher essen oder Schabbat halten). Bei diesen Sünden ist kein anderer Mensch geschädigt worden, so dass der Diskurs zwischen dem Individuum und Gott stattfindet. Wenn jemand an Jom Kippur bereut, seine Sünden bekennt und durch Gebet Reue ausdrückt, wird ihm vergeben. Dies gilt nicht für Vergehen die im zwischenmenschlichen Bereich begangen wurden. In diesem Fall, so die Quelle, kann jemandem nicht vergeben werden, bis er die Person, die er verletzt hat, um Vergebung bittet.
Die Mischna ist eine Sammlung von Geboten und Regeln, die den Menschen lehren, wie er sich im täglichen Leben verhalten soll. Der Inhalt der Mischna wurde über viele Generationen hinweg mündlich überliefert, und zwar in ungeordneter Form. Um das Jahr 200 u. Z. fasste Rabbi Yehuda Hanassi den gesamten Inhalt zusammen. Schriftlich niedergelegt wurde die Mischna erst einige Jahrhunderte später.
- Spielen Sie ein kurzes Wortassoziationsspiel. Schreiben Sie ein Wort an die Tafel. Die Schüler müssen ihre Assoziationen zu diesem Wort aufschreiben. Machen Sie eine kurze Runde in der Klasse und bitten Sie die Schüler zu sagen, was sie aufgeschrieben haben. Nach ein paar Wörtern geben Sie ihnen das Wort „Vergebung“ und schreiben Sie alle Assoziationen auf, die die Schüler nennen.
- Bereiten Sie eine „Assoziationssonne“ zum Thema „Vergebung“ vor. Die Schüler schreiben das Wort „Vergebung“ in einen Kreis in der Mitte des Blattes, wobei Pfeile nach innen zum Wort und Pfeile nach außen, weg vom Wort, zeigen. Bei den Pfeilen, die nach außen zeigen, schreiben die Schüler die Assoziationen auf, die ihnen in den Sinn kommen, wenn sie daran denken, andere um Vergebung zu bitten. Bei den Pfeilen, die nach innen zeigen, schreiben sie die Assoziationen auf, die ihnen in den Sinn kommen, wenn sie an Situationen denken, in denen andere Menschen sie um Verzeihung bitten.
Nachdem Sie sich vergewissert haben, dass die Schüler die Quelle verstanden haben, könnten Sie die folgenden Fragen besprechen:
- Warum ist es wichtig, um Vergebung zu bitten, wenn wir jemand anderen verletzt haben? Warum ist es wichtig für die Person, die um Vergebung bittet? Und warum ist es wichtig für die Person, die um Vergebung gebeten wird, zu vergeben?
- Eurer Meinung nach, warum steht in der Quelle geschrieben, dass „für Übertretungen zwischen Mensch und Mitmensch Jom Kippur keine Sühne bewirkt, bis er seinen Mitmenschen befriedet hat“?
- Was ist Eurer Meinung nach schwieriger: jemanden, den man verletzt hat um Vergebung zu bitten oder Gott um Vergebung zu bitten? Warum? (Was ist in jeder Situation erforderlich?)
- Welche Dinge können es uns manchmal schwer machen, andere um Vergebung zu bitten?
Für ältere Schüler: Inwieweit beeinflussen folgende Faktoren die Schwierigkeit, um Vergebung zu bitten: die Art des Vergehens; die Person, die wir um Vergebung bitten; wie viel Zeit seit dem Vergehen vergangen ist… usw. - Es ist wichtig, zu jeder Zeit des Jahres um Vergebung zu bitten. Warum, glaubt Ihr, hat die jüdische Tradition bestimmte Tage im Kalender vorgesehen, an denen wir uns darauf konzentrieren, um Vergebung zu bitten?
Für ältere Schüler: Welchen Vorteil bietet das, und welches Risiko birgt es? - Bitten Sie die Schüler, an das vergangene Jahr zu denken und sich mit dem Schüler neben ihm auszutauschen: Haben sie irgendwann im Laufe des Jahres um Vergebung gebeten? Haben andere Leute sie um Vergebung gebeten? Wenn die Schüler zurück denken, können sie sich an einen Moment erinnern wenn sie jemanden gern um Verzeihung gebeten hätten, dies aber nicht getan haben? Und umgekehrt, gab es Situationen, in denen die Schüler eine Entschuldigung erwartet haben, die Entschuldigung jedoch nie kam?
Sie könnten die Beispiele, die die Schüler in ihren Antworten auf Frage 6 oben genannt haben, als Grundlage für eine Theateraktivität nehmen. Teilen Sie die Schüler in Gruppen auf und bitten Sie jede Gruppe, sich eine Situation auszudenken, in der jemand den Anderen um Vergebung bitten muss. Ein Schüler spielt die Person, die um Vergebung bitten muss. Um diesen Schüler herum stellen andere Schüler die Gedanken dieser Person oder die „Stimmen“ in ihrem Kopf dar: eine Seite flüstert Gründe, warum die Person um Vergebung bitten sollte, auch wenn es schwer ist; die andere Seite flüstert Gründe, warum sie nicht um Vergebung bitten sollte. Jedes Mal antwortet der Schüler in der Mitte auf diese inneren Stimmen. Ein Beispiel: Amir hat den Rucksack seines großen Bruders genommen, ohne um Erlaubnis zu fragen. Jemand hat aus Versehen Saft auf den Rucksack verschüttet und der Fleck geht nicht mehr raus. Nun fragt sich Amir, ob er seinen Bruder um Verzeihung bitten muss – und wie er das tun soll.
- Lesen Sie gemeinsam das Gedicht „„Frohes neues Jahr, Ruti“ von Dalia Bar-El. Das Gedicht wirft eine Frage auf, die in jedem Alter von Bedeutung ist: Sollten Menschen offen um Vergebung bitten, in Worten, oder können sie dies auch auf indirekte Weise tun?
- Erfahren Sie mehr über das Jom Kippur Viduy Gebet.
- Es ist wichtig zu wissen, wie man um Vergebung bittet und Reue ausdrückt, aber es ist auch wichtig zu wissen, wie man vergibt. Sie könnten Maimonides‘ Warnung studieren, dass „ein Mensch nicht grausam sein und sich weigern darf, Frieden zu schließen“.
- Betrachten Sie das Gemälde Juden beten in der Synagoge an Jom Kippur von Maurycy Gottlieb. Der Künstler stellt sich auf dem Gemälde in verschiedenen Phasen seines Lebens dar. Welche Bedeutung vermittelt dies? (Eine Alternative ist Oppenheims Jom-Kippur-Abend).
- Jeder hat seine eigene Art, sich zu entschuldigen. Zeigen Sie den Schülern einen Clip (auf Hebräisch), der mit Hilfe von Typografie verschiedene Formen des Wortes „Entschuldigung“ illustriert. Sie könnten dann eine kreative Sitzung durchführen und die Schüler bitten, sich ihre eigenen visuellen Ausdrücke für das Wort „Entschuldigung“ auszudenken.