Der Schofar – ein Weckruf

In Anlehnung an Maimonides‘ Worte lernen wir, wie der Schofar uns dazu erweckt, Cheschbon Nefesch (Seelensuche) und Teschuvah (Reue) zu tun.

Ressource Alter: 9-11, 12-14

Quelle

Das Blasen des Schofars ist symbolisch, und soll ausdrücken: „Ihr, die ihr schlaft, erhebt euch aus eurem Schlaf, und ihr, die ihr schlummert, erhebt euch aus eurem Dämmerzustand, prüft euer Verhalten, kehrt um in Reue […]“

Maimonides, Mischne Tora, Gesetze der Reue, 3:4

רֶמֶז יֵשׁ בּוֹ [בשופר], כְּלוֹמַר: עוּרוּ יְשֵׁנִים מִשְּׁנַתְכֶם וְנִרְדָּמִים הָקִיצוּ מִתַּרְדֵּמַתְכֶם 

וְחַפְּשׂוּ בְּמַעֲשֵׂיכֶם וְחִזְרוּ בִּתְשׁוּבָה […] 

רמב“ם, משנה תורה, הלכות תשובה פרק ג, הלכה ד

Grundlagen für die Planung

Wichtige Fragen

  • Wie kann ich dieses Jahr mein Bestes geben? In der Klasse, zu Hause, auf dem Spielplatz, usw.?
  • Welche Ressourcen unterstützen/ermöglichen/regen mein Wachstum an?
  • Wie wachse ich als Ergebnis des jüdischen kalendarischen Zyklus´?

Inhaltsfragen zu den wichtigen Fragen

  • Warum ist es wichtig, uns selbst zu untersuchen – als Individuen und als Gesellschaft?
  • Inwieweit sind die Menschen bereit und offen, sich selbst zu überprüfen?
  • Wie können Menschen aus ihren Gewohnheiten geweckt und zur Selbstprüfung angeregt werden?

Hintergrundwissen für Lehrer

Eines der Hauptthemen von Jom Kippur ist der Prozess der Gewissenserforschung – auf Hebräisch Cheschbon Nefesch  – den jeder Jude an diesem Tag durchlaufen soll. Cheschbon Nefesch  bezieht sich auf einen Prozess der Selbstkritik, der Reflexion über unser Leben und eine Zusammenfassung und Bewertung...

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Eines der Hauptthemen von Jom Kippur ist der Prozess der Gewissenserforschung – auf Hebräisch Cheschbon Nefesch  – den jeder Jude an diesem Tag durchlaufen soll. Cheschbon Nefesch  bezieht sich auf einen Prozess der Selbstkritik, der Reflexion über unser Leben und eine Zusammenfassung und Bewertung unserer Handlungen und Erfolge. Wenn wir feststellen, dass wir uns jemandem gegenüber falsch verhalten haben, müssen wir die Person, die wir beleidigt haben, um Vergebung bitten und wir müssen Reue zeigen. Dieser Prozess der Selbstbeobachtung soll uns dazu bringen, Entscheidungen über die Zukunft zu treffen sowie über die Veränderungen, die wir vornehmen wollen.

Der Prozess des Cheschbon Nefesch  beginnt im Monat Elul, dem Monat, der zu Rosch Haschana führt, und setzt sich über die Zehn Tage der Reue bis zu Jom Kippur fort. In unserer Quelle verbindet Maimonides das Gebot, den Schofar zu hören, welches das zentrale Gebot an Rosch Haschana ist, mit dem Prozess der Gewissenserforschung. Er legt nahe, dass sich die Menschen das ganze Jahr über in einer Art geistigem Halbschlaf befinden. Der Schofar wirkt wie ein „Wecker“, der uns aus diesem Dämmerzustand aufweckt. Die Analogie zu einem Wecker ist aus mehreren Gründen passend. Erstens, so wie eine Uhr den Ablauf der Zeit markiert, so markiert Rosch Haschana den Beginn eines neuen Jahres. Zweitens, so wie ein Wecker in unser Bewusstsein eindringt, wenn wir schlafen, so behauptet Maimonides, dass der Schofar uns aus unserem spirituellen Halbschlaf aufwecken kann. Und so wie der Klang eines Weckers manchmal irritierend oder sogar beängstigend sein kann, so kann der Schofar – und der Prozess der Gewissenserforschung – unsere Ruhe stören. Dieses Zitat lädt zur Diskussion über die Dinge ein, die uns in diesem Schlummerzustand halten (Routine, Komfortzone, Angst über Dinge nachzudenken und ihnen zu begegnen, die unsere gewohnte Stabilität in Frage stellen könnten, usw.).

Maimonides (1138-1204)

Rabbi Mosche Ben Maimon (auf Hebräisch als „der Rambam“ und auf Englisch als Maimonides bekannt) war ein Rabbiner, Philosoph, Arzt und ist eine der wichtigsten und einflussreichsten Persönlichkeiten der jüdischen Kultur. Die meiste Zeit seines Lebens lebte und arbeitete er in Ägypten. Sein Werk Mischneh Torah ist eines der wichtigsten Bücher in der jüdischen Bibliothek.

Optionale Aktivitäten
Eingehende Diskussion in der Klasse
Mögliche Aktivitäten
Weiteres Studium
Wie wird es gemacht?
  • Bringen Sie einen Schofar mit in die Klasse und blasen Sie in ihn. Welche Gefühle wecken die Klänge? Welche Gedanken und Emotionen? Alternativ können Sie diesen Clip mit Schofarklängen abspielen.
  • Bringen Sie einen Wecker mit in die Klasse und überraschen Sie die Schüler mit einem Klingeln. Fragen Sie die Schüler ob sie überrascht wurden. Was ist die Funktion des Weckers? Für welche Arten von Dingen stellen Sie Alarme? Haben Sie Alarme oder Erinnerungen, die sich in täglichen, wöchentlichen oder anderen regelmäßigen Abständen wiederholen?
  1. Einer der Zwecke von Rosch Haschana und Jom Kippur ist es, die Menschen zu ermutigen, positive Veränderungen in ihrem Leben vorzunehmen. Der Prozess der Gewissenserforschung – Cheschbon Nefesch  – ist entscheidend, bevor die Menschen Veränderungen vornehmen. Warum?
  2. Die Gewissenserforschung kann auch eine Herausforderung sein. Warum? Nennt dazu verschiedene Gründe.
  3. Maimonides beschreibt den Alltag als „Halbschlaf“ und die Seelensuche als einen Prozess des Erwachens. Was meint er damit? Was denkt ihr, lässt uns durch unser tägliches Leben „schlafwandeln“?
  4. Nach Maimonides ist der Schofar eine Art Wecker. Wie wirken das Blasen des Schofars im Einzelnen, und der Prozess der Seelensuche im Allgemeinen als ein „Wecker“, der uns aus unserem täglichen Schlummer aufwecken soll?
  5. Wenn wir uns mit Gewissenserforschung beschäftigen, ist es wichtig, sowohl an die positiven Dinge zu denken, die wir getan haben, als auch an die weniger positiven. Warum ist es auch wichtig, sich an unsere guten Taten zu erinnern?
  6. Wir können uns und unsere Taten jeden Tag selbst überprüfen. Warum, glaubt ihr, hat die jüdische Tradition besondere Tage im Kalender festgelegt, um sich auf die Gewissenserforschung zu konzentrieren?
  • Macht ein persönliches Cheschbon Nefesch (die Schüler müssen das, was sie schreiben, nicht mit anderen teilen). Bereitet dazu in eurem Notizbuch eine Tabelle mit zwei Spalten vor:

Cheschbon Nefesch  über die Vergangenheit   |   Cheschbon Nefesch  über die Zukunft

Über die Vergangenheit: Denkt an eine tägliche Gewohnheit oder eine Art von Verhalten, das ihr an sich selbst verbessern wollt, oder an etwas, das ihr falsch gemacht habt und das jemand anderen verletzt oder verärgert hat (denkt an folgende Bereiche: Freunde, Familie, Schule, Gesellschaft usw.).

Über die Zukunft: Denkt über Dinge nach, die ihr im nächsten Jahr in den oben genannten Bereichen verbessern wollt. Welche neuen Dinge würdet ihr gerne tun? Was oder wer könnte euch helfen oder euch dazu ermutigen, die gewünschte Veränderung zu erreichen?

Sie können das beigefügte Arbeitsblatt verwenden.

  • Schreibt einen Brief an euch selbst: Was möchte ich in diesem Jahr versuchen und verändern? Bewahrt den Brief an einem sicheren Ort auf und öffnet ihn erst im nächsten Jahr. Überprüft dann, welche Veränderung ihr in diesem Bereich erreichen konntet.
  • Die Schüler arbeiten in Paaren. Jedes Paar erhält eine Karte aus dem Set „Altes Jahr, Neues Jahr“ (siehe separate Datei). Tauscht eure Antworten auf die Fragen aus. Nach ein paar Minuten werden die Karten an das nächste Paar weiter gegeben, und so weiter.
  • Betrachtet die Skulptur Der Denker des französischen Bildhauers Auguste Rodin. Die Skulptur stellt einen Mann dar, der tief in Gedanken und Selbstreflexion versunken ist. Diskutieren Sie die Skulptur im Kontext der Gewissenserforschung.
  • Lest die Geschichte „Eine gelungene Reformation“ von O. Henry, in der es um einen Mann geht, der sein Leben ändern möchte.
  • Lest das Gedicht „Ich gehe die Strasse entlang“ von Portia Nelson, das die automatisierte und unbewusste Natur unserer Handlungen diskutiert, und einen Weg vorschlägt, Veränderungen in unserem Leben vorzunehmen.
  • Ausführliche Erklärung auf Englisch darüber, wie man in den Schofar bläst.
  • Videofilm auf Englisch darüber, wie man in den Schofar bläst.